Hobberla, dou is ja Kirwa!

20. Juli 2014

Von der Ladefläche eines Oldtimer-Lastwagens aus hatte der Nürnberger Liedermacher und Sprachkabarettist Jürgen Leuchauer einen guten Überblick über das Kirchweihpublikum vor dem Gasthaus "Zum Roten Ochsen". Zum Warmwerden ein "Ja, na ja!" als Gipfel des fränkischen Enthusiasmus, danach ein Lied über ein Nürnberger Original, dem Hartmann Schorsch.

Von der Ladefläche eines Oldtimer-Lastwagens aus hatte der Nürnberger Liedermacher und Sprachkabarettist Jürgen Leuchauer einen guten Überblick über das Kirchweihpublikum vor dem Gasthaus "Zum Roten Ochsen". Zum Warmwerden ein "Ja, na ja!" als Gipfel des fränkischen Enthusiasmus, danach ein Lied über ein Nürnberger Original, dem Hartmann Schorsch.

Messerscharf sezierte er die fränkischen Spracheigenheiten, von der dreifachen Verneinung "no nie hab ich kaan Durschd ned ghabt", über die Gegensätzlichkeiten des fränkischen Eilbegriffs "Dou di langsam amol schicken!" bis hin zum "prälabialem L", jenem gezogenem L-Laut, der mit einer zwischen den Zähnen steckenden Zungenspitze gesprochen wird. Auch das fränkische Mehrbereichswort "Hobberla", das von Erstaunen über erotische Vorfreude bis hin zur entwaffnenden Entschuldigung alles abdecken kann, entlockte dem Publikum Gelächter und Applaus.

Zwischen den Erklärungen des fränkischen Dialekts präsentierte Leuchauer ältere und neuere fränkische Lieder, beispielsweise über den ruhmreichen "Glubb" oder dem fränkischen Wahlspruch "Etz moch I ned". Seitenhiebe auf die Nürnberger Nachbarstadt Fürth fehten natürlich auch nicht. Besonders angetan zeigte sich Leuchauer vom "Fränkischen Wirtshaus" und dem dortigen "Gschmarri", wie zum Beispiel "Wenn die Worschd so dick wie's Brot is, dann is worschd wie dick des Brot is". Nach einem Appell an die Eltern, den heimatlichen Dialekt trotz Hochdeutsch, "Denglisch" und Jugendsprache bei ihren Kindern zu fördern, schloß Leucher sein knapp zweistündiges Programm, das, wie man allerdings schnell merkte, zwar einen neuen Titel trug, sich inhaltlich aber kaum vom ersten Auftritt vor zwei Jahren unterschied, weswegen auch viele seiner Gags bereits bekannt waren und mitunter etwas verpufften.



Einen Generationswechsel vollzieht zur Zeit die Troschenreuther Kirwajugend. Erstmals halfen die "jungen Kirwaleut" beim Aufstellen des Kirchweihbaumes tatkräftig mit und stellten auch dessen kleine Variante auf, die als Kletterbaum bei den jüngesten beliebt ist. Nur die ganz kleinen benötigten noch eine helfende Hand beim erreichen der schmackhaften Laugenbrezen. Im Gasthaus "Zum Roten Ochsen" flimmerten derweil alte Bilder vom Anfang des Jahrhunderts über die Leinwand sowie Filmmatierial, das der verstorbene Willi Gant in den siebziger und achziger Jahren mit seiner Schmalspurkamera drehte.