1945: Dorf in Flammen

19. April 2005
Das Kriegsende in der „Festung Troschenreuth"
  
TROSCHENREUTH — Nur wenige Dörfer erlebten vor 60 Jahren ein so schreckliches Kriegsende wie Troschenreuth. Dort hielten rund 40 fanatische junge SSler mit Gewalt die Stellung und provozierten einen US-Angriff, der das ganze Dorf in Flammen setzte.
Das Kriegsende in der „Festung Troschenreuth"
  
TROSCHENREUTH — Nur wenige Dörfer erlebten vor 60 Jahren ein so schreckliches Kriegsende wie Troschenreuth. Dort hielten rund 40 fanatische junge SSler mit Gewalt die Stellung und provozierten einen US-Angriff, der das ganze Dorf in Flammen setzte.
14 Häuser und 21 Scheunen brannten. Existenzen waren vernichtet. Ein Schreiner stand vor seiner ausgeglühten Werkstatt: „Der hat g'reint, mitten auf der Straß', wie ein kleines Kind", sagte Anna Rupprecht.

Sie war Augenzeugin, genau wie Pfarrer Albert Link: „Das vierte Mal bekam Troschenreuth Einquartierung. Sie begann Mitte Januar 1945. Niemand ahnte, mit welcher Katastrophe sie enden sollte. Der Beschuss begann in der Nacht vom 15. auf den 16. April und dauerte bis zum 19. April fort."

Lehrer Wißmann aus Amberg, der hierher versetzt worden war, hatte Mitschuld. Als fanatischer Hitler-Anhänger hatte er im März eine Panzersperre durchgesetzt, mit 30 Meter langem Panzergraben. Daraufhin sprach der Wehrmachtsbericht von der „Festung Troschenreuth" und die Amerikaner sammelten alle Kräfte.

Ein US-Spähtrupp hatte zudem den Schuster getroffen und nach Soldaten gefragt. Erschrocken sagte der: „Das ganze Dorf ist voll!" Von den 120 deutschen Soldaten flüchteten aber 80. Doch 17 Deserteure wurden gefasst und erschossen. Die übrigen SSler terrorisierten brutalst die Bürger, den Pfarrer und jeden, der es wagte, zu zweifeln. Ein Glück war, dass es ein Feldwebel schaffte, hinter dem Rücken seines Hauptmanns einen Pferdewagen voller Munition aus dem Dorf zu schicken Sonst wäre das ganze Viertel in die Luft geflogen.

Der Beschuss begann am Mittwochabend, 18. April, und traf das Haus Dürtler (Konsum). Am 19. April um 8.30 Uhr folgte der Generalangriff. Feuer erfasste ein Ortsende und lief kettenartig über die Häuser. Ein zweiter Brandherd entstand in der Mitte, bei der Raiffeisenbank

Am 20. April zündete ein Soldat kurz vor der Flucht nach Grafenwöhr die Kirchturmspitze an. An diesem Abend um 22 Uhr fiel auch völlig überraschend noch eine Bombe. Sie tötete drei Russen im Gefangenenlager.

Eine Frau kam jetzt mit Glück nach Pegnitz, um den Amerikanern im „Stern" von der wahren Situation in der „Festung" zu berichten — obwohl der Hauptmann Wind davon bekommen hatte und ihr gedroht: „Ein Wort, und Ihr Haus geht in die Luft!"

Parallel liefen französische Zwangsarbeiter mit einem weißen Tuch zu den Amerikanern und baten um ein Ende des Angriffs. Sie kamen in letzter Minute, weil der Befehl schon vorbereitet war, in einigen Stunden alles niederzubomben. tk
19.4.2005 0:00 MEZ
  
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