Kinder
verlangten von Michael Sebald unbeirrt Autogramme, als er mit der
Nummer 11 die Mannschaftskabine verließ, die ständigen Kiebitze am
Trainingsgelände des Club am Valznerweiher rieben sich dagegen die
Augen. Das war doch nicht Mintal, der Fußballgott". Hatte der FCN etwa
über Nacht heimlich Ersatz besorgt für den Fall, dass der Top-Torjäger
zum Ende der Saison entgegen aller Beteuerungen doch den Verein
wechselt? Die Troschenreuther Equipe hatte ihre Freude an dem Verwirrspiel, sie freute sich über ein einmaliges Erlebnis, das vor allem Michael Sebald so schnell nicht vergessen wird. Wie ist es dazu gekommen? Zum Jahreswechsel hörte FC-Vorsitzender Harald Dettenhöfer, Chef des gleichnamigen Pegnitzer Möbelhauses, im Autoradio auf Bayern 1 von der Spendenaktion des 1. FCN für die Tsunami-Opfer in Fernost. Da er ohnehin spenden wollte, nutzte er die Gelegenheit und legte auf das bestehende Höchstgebot von 500 Euro noch einmal 250 Euro drauf. Womit er nicht in den kühnsten Träumen gerechnet hatte, das verkündete ihm am Abend bei einem Bayernligaspiel des EV Pegnitz NN-Redaktionsleiter Richard Reinl: Dettenhöfer hatte eines der drei höchsten Gebote abgegeben und damit eine Trainingseinheit mit dem Club gewonnen. Dass er die einmalige Gelegenheit nicht selbst wahrnehmen würde, stand für ihn sofort fest: Ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste und will mich beim Club nicht blamieren. Deshalb gebe ich diese Einladung an einen Spieler des FC weiter." Gesagt, getan. Nach einem langwierigen Auswahlverfahren (Bayern-Fans kann man schlecht zum Club schicken", so Harald Dettenhöfer) war schließlich der Spielführer des Kreisklassisten FC Troschenreuth der Glückliche. Schwer bepackt mit mehreren Trainingsanzügen trat er dieser Tage vereinbarungsgemäß auf dem Clubgelände an und wunderte sich nicht schlecht, als er von FCN-Zeugwart Chicco" Vogt den Dress mit der Nummer 11 von Marek Mintal ausgehändigt bekommen hat. Das war für den Clubfan das Größte, zumal auch während der beiden jeweils eineinhalbstündigen Trainingseinheiten die Augen der Kiebitze immer wieder auf ihm ruhten, wussten doch die wenigsten, wer er wirklich war. Das Training unter Regie von Wolfgang Wolf stellte Sebald vor keine größeren Anforderungen (Da trainieren wir in der Kreisklasse beim FC Troschenreuth mitunter härter"), beschränkte sich das Programm doch im Wesentlichen auf Lockerungsübungen und Spielchen, am Vormittag, erstaunlicherweise meist mit dem Hand- statt mit einem Fußball. Ein Grund für die lockere Gangart: Die meisten Leistungsträger, darunter auch Mintal, befanden sich wegen der Länderspielpause vor Ostern bei ihren Nationalmannschaften. Auch in der Mittagspause bemühte sich die Clubführung nach Kräften, den Gästen den Aufenthalt so eindrucksvoll wie möglich zu gestalten. So leisteten den Troschenreuthern beim Essen immerhin Tommy Svindal Larsen, Sven Müller und Torwart-Trainer Michael Fuchs Gesellschaft. Auch Chefcoach Wolfgang Wolf schaute nach einer Pressekonferenz kurz am Tisch vorbei. Zum Abschied gab es schließlich noch ein offizielles Club-Trikot für Michael Sebald, diesmal allerdings ohne die Nummer 11, sowie jede Menge Autogramme. Kein Wunder, dass auf der Heimfahrt nicht nur Sponsor Harald Dettenhöfer hoch zufrieden war: Ich freue mich nicht nur über eine gute Tat für die Flutopfer. Vielmehr konnte ich Michael Sebald und zahlreichen anderen mitgereisten Clubfans aus dem Verein einen unvergesslichen Tag bescheren. Ich bin sicher, dass darüber im Sportheim noch lange gesprochen wird." RICHARD REINL |
24.3.2005 0:00 MEZ |
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